STELLUNGNAHME
Schülerkritik zum Schülerstreik Grundsätzlich ist es eine gute Sache, eine Demonstration für bessere Unterrichtsbedingungen auf die Beine zu stellen. Den Organisatoren gebührt für diese Leistung auch zweifellos Respekt. Ich möchte daher auch keineswegs den Streik an sich und das Engagement der Schüler kritisieren, wohl aber gewisse Dinge, die mit dem Streik zu tun haben. Wir alle wollen bessere Unterrichtsbedingungen. Das ist ein gemeinsames Ziel. Wir haben unterschiedliche Ansichten darüber, welche Partei dieses Ziel am besten erreichen kann. Daher sollte sich ein Streik wie dieser auch nicht gegen (oder für) eine bestimmte Partei positionieren, wenn er eine möglichst große Anzahl von Schülern ansprechen will. Die Verantwortlichen der Demonstration in Frankfurt beispielsweise haben ihre Veranstaltung so organisiert, dass sie sich klar für bestimmte politische Positionen und ebenso klar gegen eine bestimmte Partei ausgesprochen hat – mit dem Ergebnis, dass statt der erwarteten 10 000 Teilnehmer lediglich 1500 Menschen kamen. Wenn ich die Frankfurter Demo mit unserer im Odenwald vergleiche, dann denke ich erstmal, dass man es hier anders machen wollte. Denn der Text auf dem Flyer wirkt so, als ob über alle Parteigrenzen und politischen Vorlieben hinweg alle Schüler angesprochen werden sollen. Wenn dies das Ziel ist, dann muss auch bei der Durchführung des Streiks darauf geachtet werden, dass das Ziel nicht verwässert wird. Es geht daher auch nicht darum, wie man zu einer Partei wie die LINKE steht; es geht darum, ob in der Öffentlichkeit der Eindruck entsteht, dass die Teilnehmer des Streiks auf der Seite der LINKEN gegen die Bildungspolitik der derzeit regierenden Partei demonstrieren. Dieser Eindruck ist, wenn man die Zeitungsberichte liest, in der Tat entstanden. Bloß ist das genau das, was viele der streikenden Schüler auf keinen Fall wollten. Wie ich Gesprächen mit anderen Schülern entnommen habe, war es nicht allen bekannt gewesen, dass Parteien überhaupt an der Demonstration teilnehmen würden. Es stellt sich daher die Frage, ob es Absicht war, die Schüler nicht zu informieren, oder ob hier lediglich ein schwerwiegendes Versäumnis vorliegt. Man muss sich ins Gedächtnis rufen, dass viele der teilnehmenden Schüler noch sehr jung sind. Als Minderjährige sind sie beispielsweise nur eingeschränkt geschäftsfähig. Ihre Teilnahme an einer Demonstration, die sich allgemein für bessere Unterrichtsbedingungen einsetzt, ist richtig. Eine Teilnahme an einer Demonstration, die bestimmte Parteien zum Teil ihres Wahlkampfes machen, ist es hingegen nicht. Die meisten Siebtklässler kennen diese Parteien nicht einmal dem Namen nach. Befremden löst es daher in mir aus, wenn eine Benutzerin (offensichtlich ein Elternteil) im Forum des KSR sinngemäß schreibt: Sicher, einige jüngere Schüler wussten vermutlich nicht genau, „warum sie da mitlaufen“, aber das sei ja auch nicht weiter schlimm. Ich aber finde: Junge Schüler sollten politisch aufgeklärt und gebildet werden, aber nicht politisch manipuliert werden. Die Arbeit der SV und des KSR ist abhängig vom Vertrauen der Schüler. Wenn dieses verloren geht werden in Zukunft solche Veranstaltungen nicht mehr möglich sein. Deswegen möchte ich sagen: Eltern und Schüler wollen und sollten es wissen, wenn eine Partei an einer solchen Veranstaltung teilnimmt. Und das ist verständlich. Geschrieben im Januar 2009 (anonym)